U Osterstraße

Auf meiner Suche nach der nächsten Haltestelle ist mein Finger letztlich hier gelandet, auf der Osterstraße. Außer, dass sie irgendwo in Eimsbüttel liegt, wusste ich genau gar nichts darüber. Nach diversen Rolltreppen Richtung Erdkern im Hauptbahnhof dann in der U2, waren es auch nur noch ein paar Minuten bis zum Ziel. Die Haltestelle selbst ist recht unspektakulär, wurde aber vermutlich auch seit einigen Jahren nicht mehr angefasst. Interessant wird es dafür aber direkt außerhalb. Die Ostertraße als Namensgeber ist eine gar nicht mal so kleine Einkaufsmeile, die zwar optisch nicht viel hermacht, dafür aber inhaltlich punktet. Restaurants, Cafés, Boutiquen und die üblichen Handyläden, sowie Ladenketten bieten hier und in den Nebenstraßen genug Auswahl für mehrstündige Einkaufstripps.

Sobald man sich etwas von der Osterstraße entfernt, wendet sich das Blatt aber recht schnell zum Guten. Der Baustil der Wohnhäuser und Kleingewerbe in Nebenstraßen sind eine hübsche Mischung aus Backsteinarchitektur ála Barmbek und Historismus, wie er im benachbarten Rotherbaum und Harvestehude zu finden ist. Vom eher tristen Anblick der Haltestelle ist hier nicht mehr viel übrig. Die Sicht wird grüner, der Lärm schwindet und der Blutdruck sinkt. Meinem ersten, eher nüchternen, Eindruck der Gegend wird also direkt gegengehalten. 

Wo die Sierichstraße mit der Nähe zum Stadtpark glänzen konnte, weiß sich die Osterstraße mit der fast direkten Lage am Eimsbüttler Park zu helfen. Wenn auch in der Größe überschaubar, ist der Park ein ruhiger Rückzugsort, der mit seinen Grünanlagen, dem glasklaren Wasser im Weiher und der Sicherheit seiner kätzischen Patrons zu überzeugen weiß. Von der Stadt ist hier nicht mehr viel zu spüren - also genau wie es sein soll.

Nicht weit vom Park entfernt findet sich dann auch das wieder, was die Anwohner eher locken sollte, als die Einkaufsmeile: kleine, unabhängige Restaurants, süße Cafés und Konditoreien. Mitten im Wohngebiet, kein Trubel außenrum. Sei es Italienisch in der Trattoria Fadda oder bei Mama Rosa, hausgemachte Leckereien in "die kleine Konditorei" oder ein Latte im Glück und Selig, satt wird man hier. Wer sich also in Ruhe den Wanst vollschlagen möchte, sollte das nicht an der Osterstraße tun, sondern ein paar Meter zu Fuß weiter, wirklich suchen muss man dafür nicht.

Bevor es nach gut über vier Stunden Erkundungstur zurück ging, hatte ich mich dann noch kurz in Richtung Hoheluft verlaufen, wo Beiersdorf scheinbar das gesamte Gebiet kontrolliert. Außer eingezäunten Gebäuden und leere Bierflaschen vom Feierabendpersonal gab es hier dann nichts zu sehen. 

Die Ostertraße ist somit zwar keine Sehenswürdigkeit für Touristen, wir Hamburger können dort aber definitiv ein paar schönde Stunden verbringen oder Eimsbüttel für den nächsten Umzug im Hinterkopf behalten.